Die Ursachen dafür sind vielfältig und reichen von historischen Dynamiken über kulturelle Faktoren bis hin zu sozialen Einflüssen.
Während der Zweite Weltkrieg dieses Trauma beseitigen sollte, wurde das es zum Ende hin eine Vertiefung des Selbigen.
Ein weiterer Faktor ist die geografische Lage Österreichs. Im Herzen Europas wird das kleine Österreichs leicht übersehen. Österreich ist auf der Weltkarte nahezu „verborgen“ oder wird oft „nicht wahrgenommen“, was das Gefühl der Minderwertigkeit verstärken kann. Auch die internationale Verwechslungsgefahr mit Australien trägt dem Rechnung.
Zudem gibt es in der internationalen Wahrnehmung oft eine Tendenz, Österreich weniger als selbstständigen Akteur zu betrachten, sondern als eine Art Vorort Deutschlands oder lediglich als touristisches Ziel. Dies mag zwar den heutigen Tatsachen entsprechen. Ist aber eine absolute Fehleinschätzung. Denn Österreich mag zwar das Mekka des Ski-Sports sein, hat aber sportlich, kulturell und historisch weit mehr zu bieten.
Wenn wir die geschichtliche und ethnische Definition außen vorlassen so spielt die kulturelle Selbstwahrnehmung der Österreicher ebenfalls eine wichtige Rolle. Österreich hat eine reiche Kulturgeschichte und bedeutende Beiträge zur Kunst, Musik und Wissenschaft geleistet. Gleichzeitig sind viele Österreicher jedoch der Meinung, dass sie im internationalen Vergleich nicht ausreichend anerkannt werden. Die Höhepunkte der österreichischen Kultur, wie die Werke von Mozart, Strauss und Klimt, scheinen auf der Weltbühne oft in den Hintergrund zu treten. Dieses Gefühl, dass das eigene Erbe nicht die Wertschätzung erhält, die es verdient, kann das Selbstbild nachhaltig beeinflussen.
Zusätzlich tragen gesellschaftliche Normen und Werte zur Entstehung von Minderwertigkeitskomplexen bei. In der österreichischen Gesellschaft wird häufig eine gewisse Zurückhaltung und Bescheidenheit als Tugend angesehen. Diese kulturellen Merkmale können dazu führen, dass Menschen die eigenen Fähigkeiten und Erfolge nicht ausreichend anerkennen oder gar herabspielen. Die ständige Vergleiche mit anderen Ländern oder Kulturen, sei es im Bereich Bildung, Wirtschaft oder Lebensqualität, können das Gefühl der Unzulänglichkeit verstärken. Viele Österreicher empfinden sich als „nicht gut genug“, selbst wenn objektiv betrachtet viele positive Aspekte der österreichischen Identität bestehen. Diese Assoziationen können zu einem inneren Konflikt führen, in dem die eigene Identität permanent hinterfragt wird.
Insgesamt ist es entscheidend, die Wurzeln dieser Minderwertigkeitskomplexe zu verstehen, um sie überwinden zu können. Der Weg zu einem selbstbewussteren Österreich erfordert sowohl kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit als auch eine positive Wertschätzung der eigenen Leistungen und Möglichkeiten. Nur so kann die nationale Identität in eine Richtung wachsen, die nicht von Minderwertigkeitsgefühlen, sondern von Stolz und Zuversicht geprägt ist.