Warum die Linke keine Antwort auf die Corona-Krise hat

Die Corona-Krise hat die alten Wunden unseres Wirtschaftssystem offengelegt. Und genau hier hätte die Linke die einzigartige Möglichkeit Alternativen aufzuzeigen. Sei es nun die Halbierung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, ein Bedingungsloses Grundeinkommen oder gleich eine komplett neue Wirtschaftsform. Doch anstatt diese ureigenen Forderungen mit neuem Elan und mehr Nachdruck zu stellen, greift die Linke auf ein anderes altbekanntes Konzept zurück: dem sogenannten ‚Kampf gegen Rechts‘.

Fundamentalopposition 

Der ‚Kampf gegen Rechts‘ war, zumindest in der Bundesrepublik Deutschland immer ein Garant für massive Geldzuwendungen und einen Mobilisierungsgrad der seinesgleichen suchte. Doch dieser Kampf gegen Rechts hat einen faden Beigeschmack: Das Feindbild fehlt. 

Während in der Vergangenheit gegen tatsächliche Neonazis und echte Postfaschisten demonstriert werden konnte, so müssen nun Personengruppen herhalten die in Wirklichkeit nichts mit Rechtsradikalen zu tun haben. 

Das neue Feindbild inkludiert nämlich alle Personen, die dezidiert Nicht-Links sind. Also Alle ab der Mitte. Neuerdings wird dieses Feindbild auch in Protestierenden gesehen, die schlicht gegen die überzogenen Maßnahmen der Regierung in der Corona-Krise sind. Doch unter den Demonstranten sind normale Menschen aus allen Teilen der Bevölkerung. Studenten, Angestellte, Kinder, Behinderte, Einheimische und Ausländer. Besorgte, friedliche Bürger, die gemerkt haben, dass ihnen der Staat durch die Corona-Einschränkungen zuerst ihre Freiheitsrechte, dann ihre wirtschaftliche Grundlage und nun auch noch ihr Recht auf Meinungsfreiheit genommen hat. 

Linke im Elfenbeinturm 

Zudem ist nicht zu leugnen, dass die Regierung in ihrem Krisenmanagement katastrophale Fehler begangen hat. Die Proteste haben daher durchaus ihre Berechtigung.

Doch die Linke interessiert sich nicht für diese Probleme. Sie sieht nur das Leid der Geflohenen an der Grenze, den Kapitalismus als Endgegner und sich selbst als die einzig politisch-legitime Alternative zur derzeitigen Regierung. Sie hat es verabsäumt sich selbst selbst an die Spitze des Protests zu stellen und die Masse des Volkes für sich zu gewinnen um eine gesellschaftliche Veränderung herbeizuführen.

Wie ein trotziges Kind, dass unbedingt Fangen spielen will während alle anderen Verstecken spielen, sitzt die Linke in der Ecke und schmollt über diese Ungerechtigkeit. Während die Alte Linke erst durch die Arbeiterbewegung und später durch die Sozialdemokraten voller Tatendrang wichtige Forderungen umsetzten konnte, so fehlt der heutigen Linken, das Gespür für die Menschen. 

Proteste mittragen

Statt gegen die Proteste zu sein, wäre es ratsam mit und für die Demonstranten zu sein. Dass genau dies nicht geschieht, ist einzig und allein der Linken selbst geschuldet. Selbst kleine Forderungen wie mehr Geld für Systemerhalter, die Aufstockung des Gesundheitspersonals, Laptops für Schüler oder Quarantäne-Unterkünfte für infizierte Familienmitglieder, sind von der Linken nicht zu hören. Obwohl dies, mehr den je angebracht wäre. 

Natürlich gibt es keine „Patentlösung“ für die aktuelle Krise. Und auch ob man parteipolitisch von der Krise profitieren kann, sei dahingestellt. Aber die Aufgabe der Linken ist nicht der Regierung die Mauer zu machen, Genderquoten einzuführen und die Intensivierung des Gegen-Protests. All das treibt die Gesellschaft nur weiter an den rechten Rand, der sie zudem, mit offenen Armen empfängt. Die Protestführer, die desillusionierte Arbeiterbewegung und die kleinen und mittleren Unternehmer werden mit jeder Gegen-Demo näher an die Rechten herangeführt. Der Rechtspopulismus und die Vertreter der „kleinen Leute“ werden von dieser Gegenreaktion profitieren. Und sie müssen dafür nur eines tun: Das Versprechen an die wirtschaftlich Enttäuschten einhalten.

 

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